Es ist nun schon einige Wochen her, dass ich den Künstler Alexander Karle fotografiert habe. Neben den Fotos, die ich für ihn gemacht habe – inzwischen dürften mehrere tausend Postkarten mit seinem Antlitz in den saarländischen Cafés und Kneipen im Umlauf sein – verbindet uns eine lange Geschichte. Waren wir vor gut 20 Jahren ziemlich beste Freunde, sind wir inzwischen eigentlich nur noch entfernte Bekannte, die in den letzten beiden Dekaden nicht viel voneinander mitbekommen haben. Das Leben hat uns in seinem Kreisverkehr einfach an zwei verschiedenen Ausfahrten rausgewunken. Umso spannender fand ich unser Treffen, bei dem wir viel quatschten und ein paar Fotos machten.
Wie oft habe ich schon Menschen passiert, die mich irgendwie faszinierten. Deren Geschichte ich erfahren und wissen wollte, warum sie gerade das tun, was sie tun. Und wie oft habe ich schon mit mir gerrungen – und verloren. Bin weitergegangen aus Feigheit, weil ich nicht wusste, wie ich die Person ansprechen sollte. Schließlich will ich niemanden beläsigen. Eben typisch deutsch oder wie der Straßenkünstler Arnaud sagt, typisch europäisch. „Wenn ich auf der Straße sitze und male, ernte ich ganz viele interessierte Blicke. Doch sobald ich diese Blicke erwidere, schauen sie weg. Es ist fast so, als hätten die Leute Angst vor mir.“ Ja, so ist das wohl. Jeder dürfte dieses Gefühl kennen. Doch die Neugierde bleibt – zumindest bei mir. Also steuere ich Arnaud und seinen wundervollen Hund Akka an und bin einfach mal nicht typisch deutsch. Ich setze mich zu ihnen auf die Straße, wir trinken Kaffee und unterhalten uns eine knappe Stunde über alles mögliche: Seine Kunst, sein Leben, seine Träume. Das hat mir gefallen. Und ich werde es wiederholen.
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